Ein interdisziplinäres Dach für fraLine

Das Frankfurter Technologiezentrum [:Medien] (FTzM) an der FH FFM, hat im Oktober 2011 seinen Betrieb aufgenommen. Dr. Thomas Knaus, Projektleiter fraLine, auf dessen Initiative die Gründung des neuen Zentrums wesentlich zurückgeht: "Wir wollen die vielfältigen Erfahrungen, die wir in 10 Jahren mit und um das Projekt fraLine gesammelt haben, besser bündeln und sichtbar machen.

Das Projektteam will die Weiterentwicklung des Einsatzes digitaler Medien an Bildungseinrichtungen langfristig unterstützen und das aufgebaute Know-how einem breiteren Nutzerkreis zur Verfügung stellen. Mit der Gründung des Frankfurter Technologiezentrum [:Medien] sind dafür alle Voraussetzungen gegeben."
Forschungs- und Tätigkeitsschwerpunkte der fachbereichsübergreifenden wissenschaftlichen Einrichtung sind Medien- und Bildungsforschung sowie Informationstechnologie, IT-Management und -Organisation in Bildungseinrichtungen.

digitale tafeln schulen thuelenDas neue Zentrum fungiert als Dachorganisation für alle bestehenden Projekte, die sich bisher um das Projekt fraLine gruppierten. Zehn Jahre erfolgreichen Einsatz im IT- und Medien-Support an den Frankfurter Schulen kann das Team von fraLine, das dem Fb 2: Informatik und Ingenieurwissenschaften angegliedert ist, vorweisen. Aus diesem reichhaltigen Erfahrungsschatz leiten sich zahlreiche (Forschungs-)Fragen ab, die im Rahmen der veränderten Organisationsstruktur in Praxis- und Forschungsprojekten bearbeitet und beantwortet werden sollen. Die Ressourcen des Zentrums sollen aber auch verstärkt für fachbereichsübergreifende Vorhaben innerhalb der FH FFM nutzbar gemacht werden.Die etablierten Projekte "Schul-IT-Support", "medienpädagogisch-technische Unterrichtsbegleitung" und "Seminare für IT-Beauftragte" sind ebenso organisatorisch dem FTzM zugeordnet wie das ehemalige BMBF-Softwareprojekt "fraDesk" zur Entwicklung von Helpdesk- und Koordinationssystemen und sollen unter dem neuen Dach fortgeführt und weiterentwickelt werden.

Das FTzM wird künftig die etablierte Medienmesse und Fachtagung fraMediale15´ veranstalten, die alle eineinhalb Jahre Schulleiter, Lehrende und Interessierte an der FH FFM zusammen bringt. Geschätzt an dieser Veranstaltung werden besonders die Exponate zu Best-Practices der ausstellenden Bildungseinrichtungen und die fachlichen Impulse, die immer wieder von ihr ausgehen; die Themen werden übrigens jeweils in einem Tagungsband dokumentiert, der im Münchner kopaed-Verlag erscheint.

fraLine – schon immer mehr als IT-Support
Der etablierte Name "fraLine" – so die öffentliche Bezeichnung der Modellprojekte fraLine1, fraLine2 und fraLine3, die in Kooperation mit der Stadt Frankfurt am Main (Stadtschulamt) noch bis 2014 durchgeführt werden – wurde und wird stark mit "IT-Support an Schulen" assoziiert. Tatsächlich war der (technische) Support der Informationstechnik in den 153 Frankfurter Schulen das Kerngeschäft der ersten Modellprojekte fraLine1 und fraLine2. Schon die zweite Kooperationsvereinbarung für die Zeit 2007 bis 2011 enthielt weiterführende Fragestellungen; die dritte, die seit September 2011 gilt, lässt den Trend vom IT-Support zu beratenden und entwickelnden Tätigkeiten in noch stärkerem Maße erkennen.

Die ergänzenden Projekte, die mit weiteren Partnern wie dem Staatlichen Schulamt, dem Hessischen Kultusministerium (HKM), dem Amt für Lehrerbildung (AfL) sowie regionalen Unternehmen durchgeführt wurden und werden, thematisieren den "Medieneinsatz in Bildungseinrichtungen". Das Projektteam befasst sich bereits seit über sechs Jahren  u. a. im Rahmen von Seminaren und im Projekt "Unterrichtsbegleitung" mit medienpädagogischen Fragestellungen.

Tatsächlich gehen die Anforderungen an Unterstützung der Schulen heute weit über den reinen IT-Support hinaus. Technik und medienpädagogische und -didaktische Themen können nicht getrennt betrachtet werden, wenn es um den Einsatz digitaler Medien im Unterricht geht; ähnlich wie sich beispielsweise ein Medizin-Informatiker nicht ausschließlich mit Informatik und IT befassen kann.

Nicht nur praktische Unterstützung wird gefordert, sondern auch die kritische Reflexion, Evaluation und Analyse des Medieneinsatzes an Schulen spielt eine wichtige Rolle. Fragen wie "Wie haben Computer und Internet den Unterricht verändert?", "Wie kann technische Innovation auch künftig gewinnbringend im Unterricht eingesetzt werden?" oder "Welche Kriterien sind hierfür (von Seiten der Hard- und Softwarehersteller, der Schuladministration und der Schulgemeinde selbst) zu erfüllen?" stellen lediglich eine Auswahl denkbarer Forschungsfragen dar. Aus ihnen lassen sich konkrete Themenstellungen formulieren, deren Untersuchung zum Teil bereits von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des FTzM in Angriff genommen wurde, darunter beispielsweise: Technologieanalyse digitaler Tafelsysteme und deren didaktische Einsatzszenarien im Unterricht, Anforderungen an eine Didaktik der (Lehr- und Lern-)Medien, (IT-)Kompetenzanalyse für Lehrkräfte, Anforderungen an Datensicherheit und Datenschutz an Schulen, Konzeption einer schulischen Benutzer- und Ressoucenverwaltung, passwortfreie Authentifizierungsverfahren, Aspekte des Cloud-Computing für Bildungseinrichtungen, proaktives IT-Service-Management im Schul-Support oder Informationsmanagement an "selbstständigen" Schulen.

Die Auseinandersetzung mit diesen Themen erfordert eine disziplinübergreifende fachwissenschaftliche Betrachtungsweise, die durch die Einbindung des FTzM und seiner Forschungs- und Modellprojekte in den Hochschulbetrieb eine wichtige Grundlage findet. Dabei soll vor allem die Rückkopplung von Theorie und Praxis, auf die gerade an Fachhochschulen großer Wert gelegt wird, auch im FTzM Ausgangspunkt und Ziel aller Forschungsvorhaben bilden. Viele Fragen und Ideen ergeben sich aus der konkreten, praktischen Arbeit in den Schulen sowie aus den Modellprojekten und sollen künftig innerhalb der

vor ort einsatz schulen simonForschungstätigkeiten des Zentrums bearbeitet werden. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen durch den täglichen persönlichen Austausch in den Schulen, die Praxisprojekte, Seminare sowie die Fachtagung und Messe "fraMediale" wieder zurück in die Praxis. Rückmeldungen zu diesen Ergebnissen bereichern wiederum die Forschungsarbeit. Denkbar und wünschenswert wäre eine stärkere Einbindung der Mitglieder des Zentrums in die Lehre, um die Rückkopplung aus deren Forschungstätigkeiten in die Lehre zu ermöglichen.

Künftige Tätigkeiten und Schwerpunkte des FTzM
Wissenstransfer, Entwicklung und Beratung gehören zu den Hauptaufgaben des neuen Zentrums. Dessen Akteure wollen Bildungseinrichtungen oder Entscheider bei medienpädagogischen und mediendidaktischen Projekten sowie IT-organisatorischen Fragen, Softwaredesign oder Anwendungsentwicklung unterstützen. Durch (wissenschaftliche) Publikationen, Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen sowie Fachtagungen und Konferenzen sollen die wesentlichen Erkenntnisse aus Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten des Zentrums nach außen vermittelt und gleichzeitig wertvolle Beziehungen geknüpft werden.

Als Teil der FH FFM möchte das FTzM auch Studierende während ihrer Studienlaufbahn begleiten: Sie können während ihres Studiums bei fraLine oder in anderen Projekten des FTzM arbeiten und forschen sowie qualifizierende- und Abschlussarbeiten verfassen. Besonders befähigte Studierende sollen künftig im Anschluss an das Masterstudium auch die Möglichkeit erhalten, im Rahmen des FTzM und in Kooperation mit dessen Partnern zu promovieren. Alle Projekte werden von den Verantwortlichen des Zentrums wissenschaftlich begleitet.


Erschienen in: CAZ (Campuszeitung FH Frankfurt)
Datum: November 2011
Verfasser/in: Olga Engel, Dr. Thomas Knaus

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