Die Hotline der Studenten - Seit 10 Jahren bieten Fachochschule und Stadt einen IT-Service für Schulen

Probleme mit dem Computer oder der Software? Und wie genau funktionieren jetzt noch mal die Geräte im neu ausgestatteten Fachraum? EDV-Fragen, die Schüler und Lehrer zur Verzweiflung treiben können, vor allem wenn im Unterricht und vor der Klasse alles schnell gehen und klappen soll.

An Frankfurter Schulen ist das jedoch kein Problem: Es gibt die „fraline“.   Wer die Nummer der Hotline anruft, trifft auf die freundliche Stimme von Katharina, Nils oder auch Dimitri – Studenten und EDV-Experten.
Seit nunmehr zehn Jahren betreut die Fachhochschule Frankfurt die Frankfurter Schulen in allen Fragen rund um das Thema Computer und neue Medien im Klassenzimmer. 2002 gründeten die FH und die Stadt den IT-Schulservice „fraline“. 20 Studenten sind seither rund ums Jahr während der Schulstunden für Lehrer und Schüler erreichbar – am Telefon oder auch persönlich. Sie kommen an die Schule, geben Seminare, erklären neue Betriebssysteme, beheben Probleme mit der Hard- oder Software.  
Eine Mammutaufgabe – es gibt 19.000 Computer an 152 Schulen. Und fraline betreut alle Frankfurter Schulen, von der Grundschule bis zum Gymnasium, berichtet Martin Müller-Bialon, Referent im städtischen Bildungsdezernat. 500.000 Euro investiert die Stadt jedes Jahr in das Projekt. 15 Mitarbeiter sind auch bei der Stadt in den IT-Schulservice involviert. Vor zehn Jahren, betont er, sei fraline eine Pioniertat gewesen. Computer an Schulen gab es, aber sie waren nicht vernetzt, das digitale Zeitalter hatte gerade erst begonnen.

40-mal klingelt das Telefon – und zehn Schulbesuche gibt es täglich

Die Hotline von Hochschule und Stadt war eine Idee, die bundesweit Beachtung fand und bis heute vielfach übernommen wurde, betont Müller-Bialon. Ziel sei, vor allem flexibel und passgenau auf die Probleme der Schulen reagieren zu können. Auch der Fachhochschule passte fraline gut ins praxisorientierte Studienkonzept. „Die Studenten können ihre Kenntnisse in der Praxis anwenden und sich auch in den sogenannten Softskills üben“, sagt Professor Ulrich Schrader, FH-Vizepräsident. Etwa wenn es darum geht, freundlich und kompetent am Telefon aufzutreten oder ihr Wissen „mit einer originellen Didaktik“ verständlich im Klassenzimmer zu vermitteln, nennt Hochschulpräsident Detlev Buchholz Beispiele. Die FH wolle einen „Service für die Schulen auf professionellem Niveau“ bieten.

Das hält Thomas Knaus, FH-Projektleiter von fraline, für gelungen. „Auch weil auf der anderen Seite 800 engagierte Lehrer stehen“, sagt er. Obwohl er sich immer noch – scherzhaft – wundert, „dass das funktioniert: 20 Studenten für 19.000 Computer.“ Rund 40-mal am Tag klingelt bei fraline das Telefon, zehn Besuche gibt es täglich an den Schulen. „Unser Service wird häufig genutzt“, berichtet er. Die Studenten sind bezahlte Mitarbeiter. Das sei wichtig, betont Knaus, weil „wir viel von ihnen verlangen. Und damit sie sich zur Finanzierung des Studiums nicht noch einen weiteren Job suchen müssen.“  

Unter den „fralinern“ sind die klassischen Informatik- und Ingenieurstudenten, aber auch Erziehungswissenschaftler oder Juristen mit einem Faible für IT. Katharina ist seit fünf Jahren dabei. Sie macht gerade ihren Bachelor in Ingenieurinformatik. „Mich hat immer schon die Schnittstelle zwischen Pädagogik, Anwendung und Technik interessiert“, erzählt sie. „Der Schulservice hat daher super zu mir gepasst.“ Nils ist seit vier Jahren bei fraline beschäftigt und studiert Informatik. Es macht ihm Spaß, sein Technik-Wissen weiterzugeben – „vor allem in der Schule“. Dimitri ist einer der drei Studenten der Goethe-Universität, die im FH-Team mitarbeiten. Für ihn ist es eine Art „Einsteigerprojekt, eine Vorbereitung für das spätere Berufsleben“.

Auch Projektleiter Knaus betont, dass „es eben keine Arbeit im Labor ist, sondern live“. Die vielen Programmier-Ideen der Studenten für Anwendungen landeten nicht in der Schublade, sondern würden real umgesetzt.

Um nach außen zu dokumentieren, „dass wir nicht nur Techniker und Schrauber sind“, sagt Knaus, hat die FH jetzt das „Frankfurter Technologiezentrum“ gegründet. Dort soll gebündelt werden, was die Hochschule an Seminaren oder Schulprojekten entwickelt und anbietet. Auch andere Studiengänge sollen sich mit Ideen einbringen können. Begleitende wissenschaftliche Forschungsprojekte könnten dort ebenfalls eingebunden werden.

Seit kurzem gibt es digitale Tafeln an Schulen und Tablet-Computer halten Einzug in die Klassen. Refernt Müller-Bialon sieht neue Aufgaben auf fraline zukommen.
 


Erschienen in: Frankfurter Rundschau
Datum: 10. Feb. 2012
Verfasser: Astrid Ludwig

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