Computer-Ausstattung an Schulen ist Spitze - Frankfurt liegt im bundesweiten Vergleich vorne / Lehrer bemängeln Wartung und Fortbildung

Kaum eine andere bundesdeutsche Stadt stattet ihre Schulen so gut mit Computern aus wie Frankfurt. Bereits zwei Drittel aller 150 Schulen sind mit Rechnern versorgt. Allerdings klagen einige Schulen über mangelhafte Wartung.

Zudem fehlen didak-tische Konzepte. Von MARTIN MÜLLER-BIALON

Frankfurt - 6. März - Das Computerzeitalter macht an den Schulen ungewöhnliche Investitionen nötig. Einbruchsichere Schränke zum Beispiel. Die tollen neuen Errungenschaften der Schulen ziehen nämlich auch die Langfinger an – vor allem Laptops verschwanden schon spurlos. Begehrt sind auch Netzwerkkarten, die geübte Finger in wenigen Minuten aus einem PC ausgebaut haben. So schaffen einige Schulen nun abschließbare Möbel an. Oder sie führen, wie die Sophienschule in Bockenheim, Benutzerbücher für die Geräte.
Von der Grundschule bis zum Gymnasium hat die Stadt in den vergangenen Jahren Schulen mit PC ausgestattet. Insgesamt wurden bereits etwa 9000 Geräte (8600 stationäre und 380 Laptops) an 100 Schulen ausgeliefert. 75 sind bereits „verkabelt“, das heißt an das städtische Computernetzwerk angeschlossen. Damit ist die Stadt nach Darstellung des Bildungsdezernats in Sachen PC-Ausstattung gemeinsam mit Bremen und München führend. Im hessenweiten Vergleich liegt Frankfurt mit einer Quote von knapp zehn zu eins (auf zehn Schüler kommt ein PC) an der Spitze.

Fachhochschüler an der Hotline

Ein Problem war lange Zeit der so genannte „Support“ (Beratung) für die Computer-Nutzer an den Schulen. So kam es vor, dass Computer wegen Software-Problemen wochenlang ausfielen. Inzwischen hat sich jedoch die Kooperation mit der Fachhochschule (Fraline) bewährt. „Das hat toll eingeschlagen“, sagt Michael Damian, Referent im Bildungsdezernat. Vier Informatik-Studenten der FH stehen an einer Hotline den Schulen zur Behebung von Problemen zur Verfügung. Kann das Problem nicht am Telefon gelöst werden, kommt einer der Fachleute in die Schule. Die Erfahrungen der Schulen sind dennoch unterschiedlich. Während Hans-Peter Jorda, Leiter der Sophienschule (Hauptschule) in Bockenheim, von einem „ausgezeichneten Service“ schwärmt, hält sich die Begeisterung an der Carlo-Mierendorff-Schule in Grenzen. „Andere Schulen haben wohl eine bessere Lobby als wir“, klagt der Leiter der Gesamtschule in Preungesheim, Alexander Zabler. Die städtischen Zuschüsse für die PC-Beratung reichten nicht aus. „Unsere Lehrer machen das zum Teil ehrenamtlich.“ Ähnliches berichtet Heinz Vieth, Informatik-Lehrer am Gagerngymnasium. „Die Wartung funktioniert nur mit erheblicher Mehrarbeit einiger Kollegen.“

Dabei gibt die Stadt allein für den „technischen Support“ 350 000 Euro im Jahr aus. Für Reparaturen und Anschaffung neuer Programme fallen jährlich 612 000 Euro an. Das Land steuert 440 000 Euro für den „pädagogischen Support“ bei. Außerdem erhalten Lehrer und Schüler Hilfe von Caritas und Werkstatt Frankfurt. Die Werkstatt-Experten kümmern sich um die Berufsschulen, das „Cariteam“ der Caritas um die Grundschulen. Auch die Wirtschaft unterstützt die PC-Entwicklung an den Schulen. Kürzlich waren 50 Frankfurter Lehrer zu einer Fortbildung bei Siemens eingeladen.

Die größte Nachfrage nach PC-Ausstattung haben laut Bildungsdezernat Sonder- und Gesamtschulen. Dagegen ist die Resonanz bei den Gymnasien eher gering – erst neun der 18 Oberschulen sind mit PC ausgerüstet. „Da ziehen die Lehrer zu wenig mit“, sagt Damian. Dafür ist an den Hauptschulen das Interesse der Lehrer groß, ihren Unterricht mit Computern für die Schüler attraktiver zu machen. So hat an der Sophienschule jede Klasse mindestens einen PC im Klassenraum. Dazu gibt es ein Internet-Café. „Wir müssen was tun, um die Schüler zu locken“, sagt Leiter Jorda. Allerdings fehlen auch dort didaktische Konzepte zum Umgang mit PC im Klassenraum. „Fortbildungen gibt es nur in den Ferien“, sagt Jorda.


Mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Rundschau
 

Erschienen in: Frankfurter Rundschau Online
Datum: 07. März 2005
Verfasser: Martin Müller-Bialon

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