Beim Computerkollaps bietet die Fachhochschule Erste Hilfe - Informatikstudenten betreuen bei einer Hotline Lehrer der Frankfurter Schulen, wenn mal der Rechner streikt

Praktische Hilfe von der Fachhochschule. Seit fünf Wochen betreuen Studierende eine Hotline für Schüler und Lehrer mit Computerproblemen.

Wenn das Telefon klingelt, ist das für Christian Struck ein Problem. Meistens kann er das Problem ganz schnell lösen, denn oft geht es nur darum, wie ein E-Mail-Account eingerichtet wird.
Die Anrufer: Lehrer. Seit dem 21. Januar ist für die Frankfurter Schulen die Fraline eingerichtet, und wenn die Lehrer da um Hilfe (an)rufen, haben sie häufig Struck am Apparat. Fraline steht für Frankfurt und Hotline und ist ein Projekt der Stadt und der Fachhochschule. Der 24-jährige Struck ist einer der beiden Informatikstudenten von der FH, die bei der Fraline von zehn bis dreizehn Uhr am Telefon sitzen, um technische Soforthilfe am Telefon zu bieten.

Das Telefon von Christian Struck klingelt bisher aber gar nicht so oft, was auch daran liegen könnte, dass erst 21 von 158 Frankfurter Schulen an der einmonatigen Pilotphase teilnehmen. Seit dem 18. Februar steht der Service nun allen Schulen zur Verfügung, wenn sie die nötige Servicevereinbarung zurückgeschickt haben.

Einer der sieben Anrufer an diesem Morgen möchte wissen, welche IP-Adressen er einrichten muss, um über das Netzt der Stadt Frankfurt ins Internet zu kommen. Struck fragt zu erst nach dem Betriebssystem des betreffenden Rechners. Mit einem Schalter an einer schwarzen Box kann er zwischen verschiedenen Betriebssystemen hin und her schalten. Gemeinsam mit dem Lehrer klickt er sich durch die Optionen des Internet Explorers und der Systemsteuerung. Die nötigen IP-Adressen hängen an der weißen Wand über den Flachbildschirmen.

Die gesamte technische Ausstattung bei der Fraline ist ziemlich neu. Immerhin investiert die Stadt Frankfurt insgesamt 30,6 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren in die Vernetzung ihrer Schulen. Der Job als Betreuer bei der Fraline ist sehr begehrt; die Studenten werden nach dem Bundesangestelltentarif bezahlt, aber es ist trotzdem schwer, qualifizierte Bewerber zu finden, da „wir nach Generalisten suchen“, sagt Thomas Knaus, Projektkoordinator bei Fraline. Es gebe gerade unter Informatikern nicht viele, die sowohl kommunikative Fähigkeiten besäßen als auch in der gesamten Bandbreite der gängigen Betriebssysteme und deren komplexen Problemen firm seien.

„Es gibt nichts, was es nicht gibt“, sagt Knaus über die bunt zusammengewürfelte Computerausstattung an den Frankfurter Schulen. Deshalb dehne man nun auch die Suche nach Bewerbern von der FH Frankfurt bis zur Technischen Hochschule in Darmstadt und auf die Friedberger Außenstelle der Gießener Hochschule aus.

Struck und sein Kollege Karsten Koch absolvieren derzeit ihr Praktikum, das sie im Rahmen ihres Informatikstudiums ableisten müssen, bei der Fraline. Nach den Telefonaten geben sie ein so genanntes Ticket ein, auf dem der Anrufer, die Schule, die Details des Problems und der Status notiert werden. Meist können sie eine Anfrage am gleichen Tage abschließen. Der Vor-Ort-Service der Fraline, bei dem die Studenten direkt in die Schule fahren, wurde bisher noch gar nicht genutzt. „Die Berufsschulen zum Beispiel sind ja so gut ausgestattet, dass sie uns gar nicht brauchen“, sagt Struck. Zwischen den wenigen Anrufen erstellen er und Koch ein Backup des gesamten Systems, damit sie bei einem Absturz der Fraline sofort die nötigen Daten parat haben. Das Programmieren des Backups ist genauso Teil ihres Praktikums wie die Präsentation der Fraline bei der Cebit im März. Dafür werden sie sogar auch in Workshops geschult.

„Druch die Arbeit bei Fraline kann man sehr gut Erfahrungen sammeln“, erklärt Christian Struck. Außerdem beschränke man sich nicht nur auf einen speziellen Punkt der Informatik, was später im Job hilfreich wäre.

Weiter Information zu Fraline gibt es im Internet unter www.fraline.de und telefonisch unter 1533-2000.


Mit freundlicher Genehmigung des Autors Herr Alexander Runte

 
Erschienen in: Frankfurter Rundschau
Datum: 20. Feb. 2002
Verfasser: Alexander Runte

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