Locker erst nach der Lösung - FraLine betreut Schul-PCs

„Wie? Und dafür gibt es noch keine Lösung, das müssen die Lehrer bislang selber machen?“ Thomas Knaus, Projektkoordinator bei FraLine, erinnert sich noch genau an seine erstaunte Reaktion, als vor rund anderthalb Jahren die Stadt mit einem Konzept an die Fachhochschule herantrat, das vorsah, dass Studenten Unterstützung für Lehrer bei Computer- und Netzwerkproblemen anbieten.

Mitte Januar vergangenen Jahres ging FraLine dann an den Start, offizielles Ende des Projekts ist im Sommer nächsten Jahres. Doch die 100 beteiligten Schulen und Kooperationspartnern haben Knaus schon jetzt mitgeteilt: FraLine muss es weiterhin geben. Er ist zuversichtlich, dass das Problem der Finanzierung (rund 700 000 Euro für die drei Jahre) geregelt wird und auch noch in zwei Jahren Lehrer bei Totalabstürzen oder Softwarefehlern die Service-Hotline anrufen können.
15 Studenten arbeiten zwölf bis 19 Stunden pro Woche bei FraLine. Sie helfen nicht nur telefonisch: Bei größeren Problemen kommen die Studenten in die Schulen, an manchen Tagen sind bis zu drei Mannschaften vor Ort. Zur Arbeit gehören auch Recherche bei seltenen Problemen, Schreiben von Berichten und Hotline-Dienst. Die Studenten geben nicht nur Wissen weiter, sie lernen auch selbst: Ein Mal im Monat gibt es interne Weiterbildungen, auf denen ein Student den Kommilitonen Fachwissen präsentiert. “Präsentieren lernen ist gerade bei Informatikern wichtig“, weiß Knaus, der selbst Nachrichtentechnik, Pädagogik und BWL studiert hat.
Trotz der überaus positiven Resonanz, vor allem bei Grundschulen, hat FraLine immer mit Mythen zu kämpfen, wie Knaus es formuliert. Ein Vorurteil sei, dass das Projekt Arbeitsplätze zerstöre, obwohl bis Ende des Jahres fünf neue Stellen geschaffen werden sollen. Die Lehrergewerkschaft GEW sehe es lieber, wenn „professionelle“ System-Administratoren an den Schulen die Arbeit übernehmen würden. Verknüpft damit sei das zweite Vorurteil, die Studenten seien den Aufgaben fachlich nicht gewachsen. Dem widerspricht Knaus energisch. Die FH- und Unistudenten würden aus mehr als 100 Bewerbern ausgesucht und müssten mindestens das Grundstudium abgeschlossen haben. Zusätzlich könnten die Mitarbeiter neben internen Workshops auch individuelle Schulungen besuchen.
Die Erfahrung bisher habe gezeigt, dass genau die Fragen und Probleme auftauchten, die im Grundstudium ausführlich behandelt worden seien. Gerade für die Betreuung von Grundschulen, wo oft noch ältere Rechner stünden, habe man darauf geachtet, auch Ingenieure zu bekommen, die schon früher an Computern herumgebastelt hätten, wie Knaus erklärt. Und schließlich gebe es bei FraLine einen Qualitätsgrundsatz: “Wir lassen erst dann locker, wenn das Problem gelöst ist.“

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin Frau Julia Schweizer
 

Erschienen in: Frankfurter Rundschau Online
Datum: 14 Mrz. 2003
Verfasserin: Julia Schweizer

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