Im internationalen Journal of Media Literacy Education ist in der aktuellen Ausgabe 14 (3) ein Beitrag von Thomas Knaus unter dem Titel "Making in media education: An activity-oriented approach to digital literacy" erschienen. Der konzeptionelle englischsprachige Beitrag, der erfolgreich das Peer-Review-Verfahren des internationalen Journals durchlief, basiert auf seinen Erkenntnissen aus einem laufenden drittmittelfinanzierten Verbundprojekt und ist frei verfügbar (open access).
Im Beitrag beschäftigt sich der Bildungsinformatiker und Medienpädagoge Thomas Knaus mit der Bedeutung von Maker Education (dem medienpädagogischen Making) für die Entwicklung so genannter 21st-Century-Skills. Auf Grundlage des von ihm entwickelten Mensch-Medium-Maschine-Interaktionsmodells (vgl. Knaus 2020) analysiert Knaus die Herausforderungen sowie auch die Potentiale digitaler Technik für menschliche Kommunikations- und Handlungszusammenhänge.
Er argumentiert, dass aufgrund der digital-technischen Basis der meisten heute verfügbaren und genutzten Medien sowie deren Omnipräsenz digitale Medien zunehmend an menschlicher Kommunikation beteiligt sind, also "mit-kommunzieren", wie schon der kanadische Kommunikationstheoretiker Marshall McLuhan es treffend mit "the medium is the message" auf den Punkt brachte. Dabei können absichtlich oder auch versehentlich Werte, Normierungen, Vorannahmen und Einstellungen in Code, Algorithmen, Medien oder (digitale) Technik "ein-geschrieben" (pro-grammiert) worden sein und so menschliches Handeln, das Miteinander und natürlich auch uns selbst beeinflussen oder prägen.
Im Hinblick auf gesellschaftliche Handlungsfähigkeit ist daher wesentlich, dass idealerweise alle Menschen in die Lage versetzt werden, (digitale) Medien sowie die Algorithmen, auf deren Grundlage sie arbeiten, zumindest elementar nachzuvollziehen. Denn nur, wer über die Kenntnis verfügt, was hinter der Benutzerschnittstelle – hinter dem medialen Interface der Maschine – vor sich geht, kann künftig kritisch wahrnehmen, decodieren, analysieren, reflektieren und urteilen – kurz: ist und bleibt gesellschaftlich handlungsfähig.
Damit Menschen auch künftig gesellschaftlich handlungsfähig bleiben, fordert Thomas Knaus in seinem konzeptionellen Beitrag in der aktuellen Ausgabe des internationalen Journal of Media Literacy Education, müsse Medienkompetenz um weitere Dimensionen erweitert werden, die auch deren bisher noch unterbelichtete digital-technische Dimensionen einschließen. Zur Verdeutlichung dient ihm als Reflexionsmodell das klassische Medienkompetenzmodell von Dieter Baacke, in dem Knaus neue (medien-)pädagogische Ansätze wie Making, Coding und Tinkering als neue Formen der Medienkritik und des kritischen und gestaltungsorientierten Umgangs mit digitalen Medien ergänzt. Daran anknüpfend diskutiert er die möglichen Bildungspotentiale von Makerspaces an Schulen und Hochschulen und gibt Einblicke in ein laufendes (drittmittelfinanziertes) Verbundprojekt.