Im Winter 2017/2018 wurden Länder und Hochschulen für das Projekt Monitor Lehrerbildung der Bertelsmann Stiftung erstmals dazu befragt, wie Lehramtsstudierende auf den Unterricht mit und über digitale Medien vorbereitet werden. Hierbei ging es zunächst primär um die Rahmenbedingungen für die Implementierung digitaler Medien im Lehramtsstudium – beispielsweise die Frage, ob von Seiten der Länder in Zielvereinbarungen und Verträgen mit den Hochschulen sowie in staatlichen Prüfungsordnungen medienpädagogische und -didaktische Inhalte berücksichtigt werden und inwiefern diese Inhalte von Seiten der Hochschulen bereits curricular verankert sind. An der Erhebung beteiligten sich alle 16 Länder und 63 von 70 lehrerbildenden Hochschulen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie weit die Länder und Hochschulen noch von einer Umsetzung der geforderten "Bildung in der digitalen Welt" entfernt sind: Medienpädagogik und Mediendidaktik sind im Lehramtsstudium in der Regel nur optionale Studieninhalte und die Qualifikation in diesem Bereich wird entsprechend "dem Zufall überlassen".
Dabei sind "Schulische Medienpädagogik und Mediendidaktik [...] keine Spezialthemen", erklärt Thomas Knaus, Professor an der PH Ludwigsburg und der Frankfurt UAS , der zur aktuellen Sonderpublikation Lehramtsstudium in der digitalen Welt interviewt wurde – "Jede angehende Lehrerin und jeder angehende Lehrer sollte zunächst über eigene Medienkompetenz verfügen. Darüber hinaus sollten Lehrende medienpädagogische Kompetenz entwickeln können, um die Medienkompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler gezielt fördern zu können. Damit auch ihre Unterrichtsgestaltung von den didaktischen Potentialen des Lehrens und Lernens profitiert, sollte ihnen überdies ermöglicht werden, sich mediendidaktische Fertigkeiten anzueignen" [zum Interview als PDF].
Jedoch gibt es bisher keine verbindlichen und umfassenden Rahmenbedingungen für diese Qualifikation der zukünftigen Lehrpersonen. GMK und die Sektion Medienpädagogik der DGfE erheben fortlaufend, dass diese Angebote in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung nicht flächendeckend verfügbar sind. Das heißt, es ist derzeit eher Glücksache, wenn eine künftige Lehrerin oder ein angehender Lehrer im Rahmen der Ausbildung eigene Medienkompetenz entwickeln und sich medienpädagogische Kompetenz aneignen kann – Professor Knaus spricht in diesem Zusammenhang von einer "Diskrepanz zwischen Könnensollen und Nichtermöglichen".
Doch es gibt auch "Leuchttürme" in der Hochschulbildung: An der Friedrich-Alexander-Universität (FAU), Erlangen-Nürnberg und an der PH Ludwigsburg können angehende Lehrende in Studium und Erweiterungsstudiengängen ihre eigene Medienkompetenz entwickeln und geeignete Unterstützung zur Aus- und Fortbildung ihrer medienpädagogischen Kompetenz erhalten – das ist die Befähigung, die Lehrende benötigen, um ihrerseits bei Schülerinnen und Schülern Medienkompetenz gezielt fördern zu können. Baden-Württemberg hat darüber hinaus die Investitionsoffensive digital@bw zur Förderung der Digitalisierung in der Lehrerbildung gestartet. Die Offensive will hochschulübergreifende Verbünde in der Lehrerbildung unterstützen, um die Lehramtsstudiengänge so weiterzuentwickeln, dass sich Studierende für das Unterrichten mit und über digitale Medien qualifizieren können.
Die Broschüre Lehramtsstudium in der digitalen Welt – Professionelle Vorbereitung auf den Unterricht mit digitalen Medien?! [PDF] zeigt zentrale Herausforderungen auf dem Weg zu einem höheren Stellenwert digitaler Medien im Lehramtsstudium auf und gibt erste Handlungsempfehlungen, um künftig nicht nur partielle, sondern flächendeckende "Ermöglichungen" des Lehrens und Lernens mit Medien und des Lernens über Medien sicherzustellen.